Ironman Hawaii

Am Freitag habe ich das Gefühl gehabt, dass die Zeit gar nicht vergehen möchte. Ich habe nur noch das Velo einchecken müssen und den Rest des Tages frei gehabt. Daher habe ich viel Zeit zum Nachdenken über das Rennen gehabt und habe mich verrückt machen können…
Da der Start des Ironman schon um 6.55 Uhr gewesen ist, bin ich bereits um 3.40 Uhr aufgestanden. Zudem nehme ich das Frühstück immer 3 Stunden vor dem Wettkampf ein. Anschliessend bin ich bereits zum Startbereich gefahren worden. Dort angekommen bin ich zum Bodymarking gegangen, bei dem die Startnummer auf dem Arm geschrieben wird. Als nächstes habe ich bei meinem Velo die letzten Vorbereitungen vorgenommen und auch meine Wechselbeutel geprüft. Jetzt habe ich noch ein wenig Zeit zum „Sammeln“ vor dem Rennen gehabt, bevor ich bereits um 6.35 Uhr ins Wasser gegangen bin. Zu dieser Zeit sind die Profis bereits unterwegs gewesen. Ich bin direkt Richtung der 1. Reihe geschwommen, um eine gute Startposition zu bekommen. Nun habe ich noch 20 Minuten im Wasser auf den Startschuss gewartet und geschaut, dass ich nicht nach hinten gedrängt werde. Beim Start bin ich gut weggekommen und konnte sofort ein gutes Tempo schwimmen, ohne dass ich von anderen Teilnehmern überschwommen wurde. Bis zur Wende konnte ich mein Tempo halten und noch ein paar Plätze gut machen, doch habe ich keinen Wasserschatten gehabt, wie ich vorher gehofft habe. Die Wellen sind nicht hoch gewesen, aber dafür gab es eine Unterwasserströmung. Nach ca. ¾ der Strecke habe ich endlich im Wasserschatten schwimmen können und mich somit ein wenig schonen können. Der Wechsel vom Schwimmen auf Velo habe ich diesmal gut hinbekommen, sodass ich dort noch ein paar Plätze gut machen konnte und bin dann 7. in meiner AK gewesen. Auf dem Velo habe ich nach dem Abschnitt durch Kona eine gute Gruppe gefunden mit der ich fahren konnte, da ich mich gut gefühlt habe. Leider wurde in der Gruppe ab und zu schneller und wieder langsamer gefahren. Nach ca. 40 Km habe ich der Gruppe nicht mehr folgen können und habe gemerkt, dass ich zu schnell gefahren bin. Zusätzlich habe ich noch Schmerzen in der Leiste gehabt. Die nächsten 50 Km habe ich richtig gelitten und mich mehr als einmal gefragt, warum ich das mache und ob ich wirklich das Ziel sehe. In dieser Zeit haben mich etliche Athleten überholt. Nach ca. 95 km war der längste Anstieg geschafft und bei der anschliessenden Abfahrt bin ich wieder besser in Fahrt gekommen und habe von Gefühl her auch wieder mehr Kraft gehabt. Zusätzlich habe selber wieder Athleten überholen können. Somit habe ich die Krise überwunden und intuitiv nicht mehr an finishen oder nicht finishen gedacht, sondern einfach mir eingeredet, dass ich nur an die nächsten 10 Km denke und nicht an mein Ziel die Top 15 in meiner AK zu erreichen. Die 2. Hälfte der 180 Km ist wieder besser gelaufen und ich bin als 64. Vom Velo gestiegen. Auch beim Wechsel zum Laufen habe ich Plätze gut gemacht und bin sehr gut in das Laufen gekommen. Durch den Ironman in Frankfurt habe ich gewusst, wie ich mich am besten verpflege und habe dies von Beginn an umgesetzt. Auf den ersten Kilometern konnte ich bereits etliche Athleten überholen, sodass mir meine Frau nach 15 km gesagt hat, dass ich schon 50. in meiner AK bin und viele die steile Palani Road hochgegangen sind. Ich konnte den Berg noch zügig hochlaufen. Ab jetzt habe ich den elend langen Highway vor mir gehabt und ab jetzt hat der einsame Kampf gegen die Montonie und sich selber begonnen. Als Vorbereitung darauf habe ich mir für jede Meile eine Person aus der Familie, Freunde oder Trainingspartner gemerkt und dieser eine Meile gewidmet. Dabei habe ich immer an die schönen und positiven Zeiten mit der Person gedacht. Somit ist die Zeit bis zum Energy Lab schneller vergangen und ich bin zudem eine gute Pace gelaufen. Durch den Wendepunkt im Energy Lab habe ich meine Konkurrenten und den Abstand zu Ihnen gesehen. Dies hat mich nochmals motiviert etwas zu pushen, um ein paar Plätze gut zu machen. Als ich aus dem Energy Lab herausgelaufen bin, war ich nur noch 6 Meilen vom finishen entfernt. Auf dem Weg auf dem Highway zurück nach Kona habe ich wirklich noch ein paar Konkurrenten überholt und mir immer gesagt, dass die restlichen Meilen ein Bruchteil vom ganzen Ironman sind. Die letzte Steigung hat es nochmals in sich gehabt, aber als ich oben angekommen bin, habe ich versucht die letzten 2 Km zu geniessen und habe mich schon wie ein kleines Kind gefreut. Als ich dann noch meine Frau an der Ziellinie gesehen habe, habe ich gestrahlt und natürlich auch abgeklatscht. Im Ziel angekommen habe ich meine Zeit von 9:30:30 gesehen und bin nach der Krise sehr erfreut gewesen. Zu der Top 15 Platzierung hat es mit Platz 17. nicht ganz gereicht, aber trotzdem bin ich sehr zufrieden. Dieser Ironman war mein härtester Ironman bis jetzt, da ich noch solch eine Krise erlebt habe und ich bin froh, dass ich den Kampf angenommen habe. Die Bedingungen sind sehr hart gewesen, aber ich bin mit der Hitze beim Laufen oder dem Gegenwind die letzten 40 Km auf dem Velo sehr gut zurechtgekommen.
Am Sonntag habe ich dann noch an der Award Zeremonie teilgenommen, die den Abschluss der Ironman Veranstaltung darstellt. Ab jetzt heisst es noch die nächsten 2.5 Wochen die schönen Inseln zu geniessen.
An dieser Stelle möchte ich mich besonders beim meiner Frau Sandra bedanken. Sie hat mich das ganze Jahr unterstützt und stand immer hinter mir. Zudem haben wir uns an den Wochenenden teilweise nur kurz gesehen, da ich lange Trainings durchgeführt habe. Ebenso danke ich David für die vielen Schwimm- und Lauftrainings mit Dir, wobei ich jedes Mal an mein Limit gehen musste. Und Dich als Trainingspartner hätte ich mich dieses Jahr nicht in allen 3 Disziplinen deutlich verbessert. Und natürlich bedanke ich mich auch bei meinen Sponsoren PENTAG Informatik AG, Aerni Bern, Physio Zollikofen, Ergon AG, Sponser und Mobiliar für die Unterstützung für den Ironman auf Hawaii.
Aloha