Ironman Frankfurt European Championchip
Bereits um 3:25 Uhr klingelte der Wecker, um den schönen Tag in Angriff zu nehmen. Am Morgen habe ich versucht den gleichen Ablauf wie immer einzuhalten. Spätestens jetzt habe ich die Nervosität gemerkt. Nach einem leichten Frühstück und einer dreimaligen Überprüfung, ob ich auch wirklich alles für das Schwimmen dabei habe, habe ich mich auf den Weg zum Bus begeben, der um 4:30 Uhr zum See fuhr. Am See angekommen ging es für mich in die Wechselzone, um das Velo vorzubereiten und mir ein letztes Mal die Laufstrecke anzuschauen vom Schwimmaustieg zum Velo anzuschauen. Somit war auch die letzte Vorbereitung abgeschlossen.
Meine Frau sowie Schwester und Schwager sind später nachgekommen und waren um 6 Uhr am See. Es tat gut die Unterstützung meiner Frau sowie Schwester und Schwager zu haben, denn so konnte ich mich ablenken. Um 6:40 Uhr war es definitiv mit der Ruhe vorbei und die Nervosität stieg weiter an, da ich bereits in der Startzone war.
Der Start für mich erfolgte um 7 Uhr und ich habe wieder versucht mich sofort von den Anderen abzusetzen und einen Schwimmpartner zu finden, bei dem ich im Wasserschatten mitschwimmen konnte. Nach ca. 100 m habe ich zwei Schwimmer gesehen und bin hinter diesen her geschwommen. Die ersten Meter sind sehr gut und locker gegangen, sodass ich zuversichtlich war eine gute Zeit beim Schwimmen zu erreichen. Nach ca. 1500 m gab es einen kurzen Landgang bei dem ich schauen konnte wo ich lag. Nach dem Landgang waren wir nur noch zu zweit und ich habe die Initiative ergriffen und bin vorne weggeschwommen. Durch die Gruppe, die 10 Minuten vor meiner Gruppe gestartet ist, hat sich meine Schwimmstrecke von 3,8 km auf ca. 4 km erhöht, da ich außen an dieser Gruppe vorbei schwimmen musste. Bei der letzten Boje bin ich etwas mehr außen geschwommen, so dass mich mein Verfolger überholt hat und ich wieder bis zum Schwimmausstieg im Wasserschatten schwimmen konnte. Durch die weitere Strecke habe ich mit einer Zeit um 55 Minuten gerechnet und war sehr erstaunt, dass meine Uhr nur 52 Minuten angezeigt hatte. Zudem wusste ich, dass ich aus meiner Startgruppe 2. war.
Der Wechsel und auch das Finden des Velos haben gut funktioniert und dabei konnte ich noch ein paar andere Athleten überholen, die vor mir gestartet waren.
Bereits auf den ersten Kilometern auf dem Velo habe ich versucht viel zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust vom Schwimmen auszugleichen. Zudem habe ich auf den Weg in die City von Frankfurt ein wenig Druck gemacht, um mich von anderen Athleten abzusetzen.
In Frankfurt angekommen erwarteten mich noch 2 Runden mit je 84 km. Die ersten km der Runde gingen gut und ich konnte mich in einer Gruppe behaupten. Leider haben nicht alle den Abstand in der Gruppe eingehalten und auch der Schiedsrichter hat es nicht geschafft, den Abstand herzustellen; es wurde nur eine Zeitstrafe ausgesprochen. Beim ersten Anstieg konnte ich mich von einigen aus der Gruppe absetzen und mir somit ein wenig Platz für die Abfahrt verschaffen. Zudem habe ich bei jeder Verpflegungsstation mindestens eine Flasche Iso genommen sowie noch eine Flasche Wasser, um den Kopf zu kühlen. Die Temperatur war noch sehr angenehm. Bei km 60 in Friedberg wurde in der Gruppe langsamer gefahren, sodass ich die Initiative ergreifen musste und nach vorne gefahren bin. Den Rest der ersten Runde fuhr ich fast alleine und hatte immer noch ein sehr gutes Gefühl. Zu Beginn der 2. Runde habe ich zwei weibliche Profis eingeholt und wollte zuerst mit diesen zusammenfahren, doch ich konnte am Berg noch mehr drücken und mich somit wieder absetzen. Bei der 2. Runde habe ich immer wieder Fahrer überholt doch die meiste Zeit war ich ganz alleine unterwegs. Auf den letzten 30 km der Velostrecke war es unerträglich heiß und es fühlte sich an, als wenn ein Föhn mit heißer Luft auf mich gerichtet wäre. Ich habe das Tempo der Hitze angepasst und mich weiterhin gut verpflegt. Die letzten 6 km führten nur noch bergab und ich habe mich bereits mental auf das Laufen vorbereitet.Beim Wechsel vom Velo auf das Laufen habe ich mir Zeit genommen, um mich ein wenig zu sammeln, da ich wusste, dass das Rennen jetzt erst anfängt. Die ersten Meter fühlten sich gut an und bereits nach der ersten Verpflegungsstelle habe ich meine Frau, meine Schwester und meinen Schwager gesehen, was mir sehr gut tat. Da noch nicht viele auf der Strecke waren, haben auch viele Zuschauer meinen Namen gerufen und gesagt, dass es noch gut aussieht wie ich laufe. Leider fühlte es sich zu gut an und ich bin die 1. Runde einen Schnitt von 4:15 pro km gelaufen, was bei der Hitze viel zu schnell war. Torsten hat mir dann noch zugerufen, dass ich 6. nach dem Velo bin und dies hat mich beflügelt schneller zu laufen. Auf der 2. Runde habe ich dann richtig gelitten und das Tempo auf ca. 4:40 deutlich reduzieren müssen. Ich musste mich auch immer wieder selbst motivieren zumal noch eine lange Strecke zu laufen war und ich definitiv noch nicht an Hawaii denken sollte. Zudem habe ich an jeder Verpflegungsstation Gehpausen eingelegt, um mich ausreichend zu verpflegen. Wichtig war, dass ich mir viel Wasser über den Kopf geschüttet und auch immer Eis genommen habe. Am Anfang der 2. Runde hatten mich ein paar Altersklassenathleten überholt, die ich aber am Ende der Runde wieder überholt habe. Am Ende der 2. Runde musste ich richtig beißen, sodass ich meiner Schwester und meinem Schwager gesagt habe, dass ich beide auf der Strecke brauche und sie sich bitte verteilen sollen. Um mir die Reststrecke von 21 km besser in kleine Abschnitte unterteilen zu können, habe ich u.a. Verpflegungsposten und Brücken gezählt. Am schlimmsten ist immer die lange Gerade gewesen, die auch mehrheitlich in der Sonne lag. Am Ende der 3. Runde ging es mir besser als am Ende der 2. Runde. Ich wollte nochmals ein wenig Gas geben, damit ich das Tempo von 4:40 halten konnte. Die letzte Runde verging von Gefühl her schneller als Runde 2 und 3 und nach dem ich das letzte Bändchen erhalten habe, habe ich mich bereits gefreut. Auf die letzten 2 km konnte ich mich dann wirklich freuen zumal ich noch einige Athleten überholt habe, die auch auf der letzten Runde waren. 200 m vor dem Ziel empfand ich pure Freude, bin gesprungen, habe die Zuschauer abgeklatscht und Ausschau nach meinem „Support“ gehalten, damit ich diesen auch abklatschen konnte. Im Ziel gab es dann nochmals einen Sprung für ein sehr schönes Zielfoto. Ich konnte noch nie den Zieleinlauf so genießen wie an diesem Tag. Als ich meine Zeit von 9:14:18 gesehen habe, war ich mehr als happy mit meinem Rennen, obwohl ich noch nicht wusste, welchen Platz ich erreicht hatte. Erst als mir meine Schwester den Liveticker von Ironman gezeigt hat, wusste ich, dass ich 1. in meiner AK geworden bin und Overall 19. Ich konnte das zuerst gar nicht glauben und musste nochmals hinschauen. Damit war ich jetzt sicher für Hawaii qualifiziert.Wie nach jedem Rennen hatte ich erst mal nur Durst und konnte noch nicht viel essen. Meine Gedanken drehten sich um das Erreichte. Nach und nach trafen viele Glückwünsche ein und auch eine mit „herzlichen Glückwünsch Europameister“. Dies ist bei der ganzen Euphorie untergegangen. Ich darf mich jetzt Ironman Europameister der Altersklasse 35-39 nennen.Mein besonderer Dank gilt Sandra, die mich in den letzten Monaten sehr unterstützt hat zumal wir uns an manchen Wochenenden nur kurz gesehen haben aufgrund meines umfangreichen Trainings. Danke Torsten, dass ich sehr schnell eine neue Bremsfeder bekommen habe und mit dem Canyon fahren konnte. Ebenso danke ich David für die vielen Schwimm- und Lauftrainings mit Dir, wobei ich jedes Mal an mein Limit gehen musste. Und danke auch Nina für die Massagen in den letzten Wochen. Und natürlich auch den Supportern Melanie und Michael an der Strecke sowie Peter vom Sauerland-Team, der mich immer daran erinnert hat viel zu trinken!I
